Adventsmail - 9. Dezember 2021

Resonanzräume…

Seit vielen Jahren gibt es bei uns in der Klinik die schöne und nicht nur zu Coronazeiten praktische Möglichkeit, Sonntagsgottesdienste von der Kapelle in der Kopfklinik aus ins gesamte Klinikum, an fast jedes Bett, zu übertragen.

So halten wir Klinikseelsorgenden dort jeden Sonntag abwechselnd kurze Gottesdienste, die inhaltlich die Situation der Patienten in der Klinik im Blick haben. Man weiß allerdings als Liturg*in nie, ob jemand einschaltet, ob jemand sich angesprochen oder getröstet fühlt, ob er oder sie sich von einem Gedanken der Predigt in den nächsten Tagen begleitet fühlt… 

So in etwa wurde es mir auch vor drei Wochen in Bezug auf den Fernsehgottesdienst der ARD zum Buß-und Bettag geschildert; ob ich mich danach für zwei Stunden an ein Servicetelefon setzen könnte, es würden maximal vier Zuschauer anrufen und um Zusendung der Predigt bitten. Der Gottesdienst wurde aus der Neustädter Universitätskirche Erlangen übertragen, deshalb fragte man mich als ehemalige Pfarrerin der betreffenden Kirche.

Die telefonische Resonanz auf den Gottesdienst, die Predigt, die Musik und die Gebete übertraf schließlich alle bisherigen Erfahrungen, wie mir die Redakteure später versicherten. Kurz gesagt: Ich habe sechs Stunden am Stück Anrufe entgegengenommen, am Folgetag auch noch. Manche baten um die Predigt, viele hatten sich von dem ein oder anderen Gedanken oder Lied angesprochen gefühlt und wollten dies äußern, ebenso viele vertrauten mir ihre Sorgen und Ängste an – 
es waren zutiefst berührende Seelsorgegespräche.

So ist es in vielen Bereichen des beruflichen Wirkens: Manches Mal spüren wir keinerlei Resonanz, wir haben lediglich die Gewissheit, unsere Tätigkeiten engagiert und sorgfältig – hier im Klinikum zum Wohle der Patient*innen, Angehörigen und Mitarbeiter*innen  – ausgeführt zu haben. Und manches Mal bedankt sich ein Patient oder ein Angehöriger, man erfährt Lob vonseiten des Teams, aus Fenstern wird geklatscht… 

Wie auch immer Sie es erleben, ich wünsche Ihnen immer wieder neu Kraft für alle Tätigkeiten; möge ein Satz aus dem 2. Timotheusbrief Sie dabei begleiten:

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1,7)

Pfarrerin Kathrin Kaffenberger
Klinikseelsorgerin Kinder- und Jugendklinik und SAPPV