Diensthandy
Bildrechte Kathrin Eunicke

Mein Diensthandy


Eigentlich mag ich Handys sehr gerne.
Nur zu meinem Diensthandy habe ich ein gespaltenes Verhältnis:

Klingelt es tagsüber, kann es alles Mögliche sein.
Klingelt es nachts oder am Wochenende: Krise!

Manchmal rede ich mit ihm und bitte es, schön ruhig zu bleiben.

Aber wenn es klingelt, dann mache ich mich auf,
fahre dorthin, wo man mich braucht.
Sehe, wie ich helfen kann.
Gott ist an meiner Seite. Das tröstet.
Gott ist bei den Menschen, die mich brauchen. Das beruhigt.

Und dann ist mein Dienst vorbei. Ich mache mein Diensthandy aus.
Schicke es „schlafen“.
Jetzt sind die Kolleg*innen dran.
Ich weiß, sie machen einen guten Job.
Und ich verabschiede mich in die Erholung.

Wenn ich Krisen in den Nachrichten höre, fühle ich mich hilflos.
Dann bleibe ich am Sofa sitzen und kann nur hoffen, dass andere sich aufmachen.
Dass bei denen das Handy klingelt und sie zu Hilfe eilen.
Ich bin so dankbar für die Menschen, die das tun!

Pfarrerin Kathrin Eunicke
Evangelische Klinikseelsorge Kopfklinik
kathrin.eunicke@elkb.de

 

 

 

1. Fastensonntag
Bildrechte Johannes Eunicke

„Nanu, was sitzt denn da auf dem Stuhl?“ – das war mein erster Gedanke, als ich morgens unsere schöne Kapelle im Internistischen Zentrum (INZ) betrat: Eine Puppe!?! Wer die wohl hier vergessen hat?

Als ich näher komme, kann ich den Zettel lesen, der dabei liegt:
„Hallo, ich bin Fred! Ich bin nicht verloren gegangen. Ich sitze hier nur für diejenigen,
die nicht selbst zur Andacht kommen können,
aber das ein oder andere Gebet gut gebrauchen können“.

Toll, denke ich mir.
So ein Gebet könnte ich manchmal auch gut gebrauchen.
In Zeiten, in denen mir das Herz schwer wird.
Immer wieder komme ich in die Kapelle und bringe Gott im Gebet die Menschen, die ich gerade besucht habe. Und andere, die mir am Herzen liegen. Ich bringe vor ihn auch den Unfrieden, der in der Welt herrscht, in den Kriegs- und Notgebieten, und auch hier bei uns. Ich bringe ihm meine Ungewissheit, mein Gefühl der Ohnmacht und manchmal auch der Wut.

Die Kapelle tut mir gut; die gesammelten Gebetsbriefe in den Nischen des Altars.
Die Gebetssteine, aus früheren Gebetsbriefen geformt. Und die Kerzen, die für weitere Gebete brennen. Die Kapelle ist voll von Gesprächen mit Gott.

Und: Fred ist auch immer da!
„Fred zum Gebet“, so heißt er inzwischen bei mir.
Ich hatte ja gedacht, dass er gar nicht lange in der Kapelle bleiben wird, sondern verschwindet wie so manches anderes, was mal hier war.
Aber: Fred sitzt da, schon seit langem. Mal auf diesem Stuhl, mal auf einem anderen.
Aber immer mit „seinem“ Zettel dazu.

Fred macht mir Mut:
Es gibt viele Menschen, die beten. Die ihre Freude und ihre Not,
ihre Ratlosigkeit und ihre Hoffnung, ihre Gesundheit und ihre Krankheit,
ja auch Leben und Tod zu Gott bringen.

Und so setze ich mich in seine Nähe – und bete.
Ich bete für unsere Zeit, in der so viel Wut und Hass herrscht, die oft aus Angst geboren sind. Ich bete für die Menschen, deren Herz so viel ertragen muss.
Ich bete für mich und für alle, die mir besonders am Herzen liegen.

Und ich spüre:
Beten hat Kraft – und Beten gibt Kraft. Das was mich beschwert, kann ich abgeben. Danach ist mein Herz wieder etwas leichter, mein Blick ist freier.
Ich kann – zumindest für kurze Zeit – das loslassen, was mich festhält und ich habe die Hände frei, um wieder zu handeln.
Gebete können Mauern überwinden. Die Friedensgebete in der DDR haben das gezeigt. Auch Mauern zwischen Menschen.

Meine Rat- und Mutlosigkeit kann ich Gott sagen. Meine Schwäche und meinen Zweifel. Sogar meinen Hass darf ich zu Gott bringen. Er kann ihn wandeln in etwas, das nicht trennt, sondern verbindet, in etwas, das Kraft gibt zum Handeln.

Und bei all dem: Fred zum Gebet ist da.
Er erinnert mich daran. Auch wenn die Kapelle außer mir leer ist: Ich bin nicht allein.
Fred verbindet mich gleichsam mit allen, die beten.

Wenn Sie mögen: Kommen Sie Fred zum Gebet doch mal besuchen.
Die Kapelle im INZ ist immer offen!

Herzliche Grüße,
Ihr
Pfarrer Johannes Eunicke
Evang. Klinikseelsorger im Internistischen Zentrum
johannes.eunicke@elkb.de

Aschermittwoch 2024
Bildrechte Frank Nie

Neulich, ein peinlicher Blackout in Sachen Email.
Wir Klinikseelsorger*innen müssen mindestens zwei Postfächer in zwei verschiedenen Programmen im Blick haben. Die von der Uniklinik, dazu eine zweite für die kirchlichen Mails. Da sag‘ mal ein paar Wochen später, was genau wo ankam, wenn eine Mail sowohl Klinik als auch Kirche betrifft.

Sie merken: Ich verteidige mich schon bevor Sie überhaupt wissen, worum es geht.
Also raus damit. Ich habe eine Email übersehen und nach zwei Wochen Warten auf etwas Bestimmtes erst mit der Suchfunktion in beiden Postfächern geguckt, nichts entdeckt, und dann freundlich angefragt, wo denn die Dinge bleiben.
Da wäre ja auch eine Frist zu beachten…
Tja, und es stellt sich heraus:
Es war alles schon da. Ich war nicht aufmerksam genug gewesen.
Asche auf mein Haupt!

Mir ist so etwas peinlich. Es lässt sich dann aber nicht mehr ändern. Und es gibt schlimmeres. Also: Asche auf mein Haupt, eine Entschuldigung für die Nachfrage an den Partner, und in nächster Zeit wird mir das nicht mehr passieren. Bis ich mich im Gehetze der Mails und Termine dann doch wieder mal auf der Überholspur vertue.
Was bin ich froh, beim Nachfragen freundlich gewesen zu sein.
Geschrieben hatte ich: „…falls ich etwas übersehen habe bitte ich um Entschuldigung.“

In den Fastenbildern ist ja Nächstenliebe ein Grundthema.
Schön, wenn ich das hinkriege, freundlich bleibe, anderen etwas Gutes und mir auch Fehler zutraue und nicht automatisch davon ausgehe, dass wir alle immer perfekt sind.
Und nein, das gelingt mir nicht immer.
Aber wenn, dann sorgt es dafür, dass eben ein kleines bisschen Asche aufs Haupt reicht und ich nicht gleich im Erdboden versinken muss.

Pfr. Frank Nie
Evangelische Klinikseelsorge Uniklinik Chirurgie

frank.nie@elkb.de.

Fastenzeit 2024
Bildrechte Pixabay

„Die zunehmende Kälte in unserer Gesellschaft macht mir Sorge, diese Rücksichtslosigkeit“. Sagte schon vor einem Vierteljahrhundert, Ende der 90er Jahre, der frühere evangelische Landesbischof Hermann von Loewenich (1931 - 2008).
Wie es der scharfe Beobachter wohl heute formulieren würde?
Rücksichtlosigkeit, Eigennutz? Ja, sicher. Aber Kälte?
Eher wohl Hitze, Überhitzung! Aggressive Demonstrationsformen, rücksichtslose, teils rassistische Rhetorik sogar in Parlamenten; Prügeleien wegen Parkplätzen, Polizeischutz für Synagogen. Wir hören politische Parolen statt Problemlösungen zum Stimmenfang; man will einander nicht mehr verstehen, sondern lieber gleich die eigenen Interessen durchsetzen. Die Spitze der Gewalt, Krieg, gab es auch damals schon in unserer Nachbarschaft: die Jugoslawienkriege seit 1991.
Wohin bewegen wir uns? Für uns Seelsorger*innen ist klar: Es soll bitte mit Gottes Hilfe Richtung Nächstenliebe gehen. Was im Alltag gar nicht soooo leicht ist, wie es das Foto suggeriert. Deshalb zeigen wir Ihnen in der Fastenzeit 2024 jede Woche ein Bild mit einer Anregung – inhaltlich breit gestreut zum Thema Nächstenliebe und Gewaltverzicht.

Machen Sie mit? Wir versuchen es miteinander in Richtung Nächstenliebe.

Pfarrer Frank Nie,
Evangelische Klinikseelsorge
frank.nie@elkb.de

Monitor mit zwei Email-Accounts
Bildrechte Frank Nie

Neulich, ein peinlicher Blackout in Sachen Email.
Wir Klinikseelsorger*innen müssen mindestens zwei Postfächer in zwei verschiedenen Programmen im Blick haben. Die von der Uniklinik, dazu eine zweite für die kirchlichen Mails. Da sag‘ mal ein paar Wochen später, was genau wo ankam, wenn eine Mail sowohl Klinik als auch Kirche betrifft.

Hass und Liebe, zwei Wege
Bildrechte Pixabay

„Die zunehmende Kälte in unserer Gesellschaft macht mir Sorge, diese Rücksichtslosigkeit“. Sagte schon vor einem Vierteljahrhundert, Ende der 90er Jahre, der frühere evangelische Landesbischof Hermann von Loewenich (1931 - 2008).
Wie es der scharfe Beobachter wohl heute formulieren würde?
Rücksichtlosigkeit, Eigennutz? Ja, sicher. Aber Kälte?
Eher wohl Hitze, Überhitzung! Aggressive Demonstrationsformen, rücksichtslose, teils rassistische Rhetorik sogar in Parlamenten; Prügeleien wegen Parkplätzen, Polizeischutz für Synagogen. Wir hören politische Parolen statt Problemlösungen zum Stimmenfang; man will einander nicht mehr verstehen, sondern lieber gleich die eigenen Interessen durchsetzen. Die Spitze der Gewalt, Krieg, gab es auch damals schon in unserer Nachbarschaft: die Jugoslawienkriege seit 1991.
Wohin bewegen wir uns? Für uns Seelsorger*innen ist klar: Es soll bitte mit Gottes Hilfe Richtung Nächstenliebe gehen. Was im Alltag gar nicht soooo leicht ist, wie es das Foto suggeriert. Deshalb zeigen wir Ihnen in der Fastenzeit 2024 jede Woche ein Bild mit einer Anregung – inhaltlich breit gestreut zum Thema Nächstenliebe und Gewaltverzicht.

Machen Sie mit? Wir versuchen es miteinander in Richtung Nächstenliebe.

Pfarrer Frank Nie, Evangelische Klinikseelsorge, frank.nie@elkb.de.

 

Am Aschermittwoch, 14. Februar 2024, beginnt die Fastenzeit.

Nach dem umtriebigen Fasching zur Ruhe zu kommen und Zeit zum Nachdenken zu finden: das ist Thema und Inhalt eines ökumenischen Gottesdienstes für Klinikmitarbeiter*innen und Patient*innen.

Die Klinikseelsorge der Fachklinik Herzogenaurach lädt herzlich ein zum Aschermittwochsgottesdienst um 19.30 Uhr als bewussten Start in die Fastenzeit.

Zwischen vielen Besuchen und Behördengesprächen, Taufen, Tragik und Sommerfesten verlief das vergangene Jahr 2023. Und Fred tauchte auf! Hier finden Sie den Jahresbericht der Klinikseelsorge für die Dekanatssynode am 9.3.2024. Wir freuen uns, wenn Sie sich für die Arbeit unserer ehrenamtlichen und hauptamtlichen Klinikseelsorger*innen interessieren und laden Sie ein, den Bericht als pdf-Datei hier "daunzuloaden".

Am Ende fiel uns auf, dass wir eine wichtige Zahl in diesem Bericht nicht mehr untergebracht haben: Unsere ökumenische Rund-um-die-Uhr Rufbereitschaft verzeichnete im vergangenen Jahr rund 270 Einsätze nachts und an Wochenenden. Wir waren also ganz schön unterwegs und gefordert! Dabei geht es in den meisten Fällen um seelsorgliche Begleitung für sterbende Menschen und ihre Angehörigen, dazu kommen Kriseninterventionen und gelegentlich reicht "nur" ein Telefonat zu (sehr!) später Stunde, um einen psychisch erkrankten Menschen durch seine schlaflose Nacht zu bringen.

„Komm herein und nimm dir Zeit für dich …“
ist das Auftaktlied zu einem ca. 45-minütigen musikalischen Rundgang durch Volkslieder, christliche Lieder, Beatles-Songs und vieles mehr.
Begleitet von Anna Waidhas, Musikpädagogin und Virtuosin auf der Gitarre, erleben alle Anwesenden eine Atmosphäre, die getragen wird von Rhythmus und wohltuenden Klängen.