Fastenbilder - Sonntag, 2. April 2023

Fluchtwege

 „Am liebsten möchte ich einfach nur auf und davon“, sagte mir kürzlich eine Patientin. „Raus aus allem, weglaufen irgendwohin, wo alle Sorgen und Probleme ganz weit weg sind!“

Aber: Wo ist der Ausgang?

Auf dem Rückweg vom Krankenzimmer in mein Büro bleibt mein Blick an den Schildern hängen, die zahlreich in der Klinik hängen. Neidisch blicke ich auf ihre klare Anweisung:

„Wenn Unheil droht, dann hier entlang, an der nächsten Kreuzung links – dann wieder rechts und schon stehen Sie im Freien und sind gerettet!“

Fluchtwege:
Auch Jesus hat nach Fluchtwegen gesucht, um nicht das durchmachen zu müssen, was am Karfreitag auf ihn zu kam.

„Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen…“, so hat er im Garten Gethsemane gebetet.

Aber es ist nicht passiert. Er musste aushalten und durch das Leid hindurch.

Und dennoch – Jesus hatte eine Zuflucht:

In Psalm 59, 17 heißt es:

Du, Gott, bist mir Schutz
und Zuflucht in meiner Not.

Genau wie Jesus müssen wir manchmal etwas aushalten und können nicht einfach davonlaufen. Aber wie er können wir zum Glück auch die Erfahrung machen: Gott ist dabei. Gott trägt durch. Bei Gott bin ich geborgen. Von seinen guten Mächten bin ich trotz Allem umgeben.

Auch davon erzählen mir immer wieder Menschen hier im Krankenhaus, die gerade schwierige Zeiten durchmachen müssen. Und dann bin ich jedes Mal berührt und dankbar.

Gott geht mit. Und am Ende von Allem stehen eben nicht das Leid und der Tod, sondern die Freude, die Dankbarkeit und das Leben. Das zeigt mir die Karwoche, die den Weg aufzeigt von Schrecken und Leid hin zur Freiheit in Gottes Welt.

Bleiben Sie behütet und beschützt,

Ihre Pfarrerin Kathrin Eunicke
Evang. Klinikseelsorge Kopfklinik