Zahn der Zeit - zum Ewigkeitssonntag

Altes Portal mit Uhren drumherum (fotomontage)
Bildrechte Pixabay

Der Zahn der Zeit

1. An allem nagt der Zahn der Zeit –
Wir wollen‘s gar nicht wissen.
Wir fühlen uns auch nicht bereit,
Gewohntes zu vermissen.

2. Wo bisher stand ein altes Haus,
prangt plötzlich eine Lücke.
Und Schmerzen strahlt mein Rücken aus,
manchmal wenn ich mich bücke.

3. Die Haare war’n auch schon mal mehr,
genau wie meine Lieben.
So vieles wird sanft weniger,
als würd‘ das Leben sieben.

4. An allem nagt der Zahn der Zeit,
nicht nur an meinem Wagen.
Der Rost macht sich im Leben breit,
füllt mich mit Unbehagen.

5. Stand mir als Kind die Zukunft noch
geduldig-freundlich offen,
so testet sie derzeiten doch
mein Glauben, Lieben, Hoffen.

6. An allem nagt der Zahn der Zeit.
Auch das, was mich umfangen,
und fesseln, niederhalten will,
auch das ist bald vergangen.

7. Nicht nur an Steinen nagt der Zahn,
sondern auch an dem Schweren,
auf das ich gern verzichten kann,
ich brauch mich gar nicht wehren.

8. Ich nehme es bestmöglich an,
und will das Hoffen wagen,
und lass in Zwischenzeit den Zahn
der Zeit daran auch nagen.

9. Ich weiß es wohl, der Zahn der Zeit,
er nagt einfach an allem:
Egal, ob Freude oder Leid,
ich lass es mir gefallen.

10. Ich lasse mich von seinem Nagen,
hier möglichst wenig plagen.
Denn ich weiß: am Zahn der Zeit,
nagt längst schon: Gottes Ewigkeit.

Johannes Eunicke, 1. Juni 2023
(inspiriert von den Baggern an der alten HuPflA)