Ungewohnte Töne klingen aus dem Warteberich der Hautklinik: „Country Roads, take me home“, „Die güld‘ne Sonne“, „Heute hier, morgen dort“, Let it be“.
Patientinnen und Patienten kommen vorbei. Ihre Gedanken kann man schier am Gesicht ablesen: „Soll ich weitergehen? Mal kurz stehenbleiben? Mich dazusetzen – und vielleicht sogar mitsingen?“
Seit einiger Zeit biete ich in der Hautklinik etwa alle 14 Tage ein gemeinsames Singen an. Davor gibt es eine Einladung per Zettel auf dem Mittagstablett und persönlichen Kurzbesuch vom Seelsorger. Manche sagen dann, dass sie leider nicht dazu kommen können, „aber lassen Sie gerne die Türe auf, vielleicht höre ich ja was“.
Mit Gitarre und Gesang begleite ich unser gemeinsames Singen nach dem Motto: „Sie wünschen – wir singen. - Lieder quer durch den Gemüsegarten“.
40 Minuten lang werden die verschiedensten Lieder gewünscht und gesungen. Dazwischen ein kurzer Text zum Nachdenken. Am Ende ein Vaterunser, der Segen und als Schlusslied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.
Manche bleiben die ganze Zeit dabei, andere überbrücken eine Wartezeit und gehen dann wieder. Einige bleiben kurz oder lange in der Nähe stehen, um dann weiterzugehen oder sich doch zu setzen. Andere kommen auf ihrer Runde durch die Station immer wieder vorbei.
Das Personal freut sich an der Live-Musik. Manchmal ertönt sogar ein Applaus aus dem Stationszimmer.
Hinterher verabschiede ich mich von Menschen, die freundlich schauen, und oft auch fröhlicher: „Das war schön jetzt“.
Pfarrer Johannes Eunicke
Evangelische Klinikseelsorge
Das Foto entstand während eines Reisesegens im Freien 2024. Bei SingMit trägt Pfr. Eunicke weder Talar noch Sonnenbrille.