Adventsmails - 18. Dezember 2025

Adventskranz, 3 Kerzen
Bildrechte Pixabay

Vom Stummfilm zur Straßenmusik

Liebe Leserinnen und Leser,
spät erst ist mir aufgefallen, dass in der Weihnachtsgeschichte nicht gesprochen wird. Die Hauptpersonen sagen nichts. In der Reihenfolge des Erscheinens: Augustus, Josef, Maria, die Herbergswirte, andere Reisende. Erst die Engel fangen zu sprechen an – mit den Hirten, und dann die Hirten selbst. Ein Regisseur müsste die Geschichte als Stummfilm drehen oder einen Text zu seinem Drehbuch schreiben lassen. Glücklicherweise ist die Handlung einfach, und tüchtige Leute haben für Aufführungen und Krippenspiele leicht die passenden Worte gefunden. 

Heute sieht die Welt ganz anders aus. Ich kenne kein anderes Fest, bei dem christliche Musik über die Kirchen hinaus in einer flächendeckenden Öffentlichkeit erklingt: in Radio und Fernsehen, in Einkaufsmärkten, an Glühweinständen, bei Weihnachtsmärkten und Weihnachtsfeiern. Für einige Wochen im Jahr wird Weihnachtsmusik zur Straßenmusik. Weihnachten in aller Munde.

Sollte die Sprachlosigkeit der Weihnachtsgeschichte bloßer Zufall sein? Ich vermute, dass sie eine Spur zum Kern des Geschehens legt. Gott wird Mensch aus Liebe. Gott schickt den Retter und Heiland, den Generationen erwarten. Er kommt vom Himmel zur Erde. Was hier geschieht, reicht über die Grenzen menschlicher Sprache hinaus. Gott und Mensch verbinden sich, indem Gott Mensch wird. Schweigen, Staunen und Anbetung folgen diesem Geheimnis. Was wir feiern, ist so klein wie ein Kind und doch so groß wie Gott.

Dass Sie in den kommenden Tage Momente der Stille finden und dem Geheimnis der heiligen Nacht nachspüren können, ist mein Wusch für Sie. 

Ihr
P. Stephan Panzer
Malteser Waldkrankenhaus St. Marien

 

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