Adventsmails - 21. Dezember 2025

Adventskranz, 4 Kerzen
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Vom Ochsen und Esel – Eine Weihnachtsgeschichte


„Weihnachtszeit, du Zeit des Friedens!“, mag man denken. Wenn man aber auf Israel, Palästina, die Ukraine und in die Welt schaut: Der Wunsch nach Frieden ist da! Ganz real. Und trotzdem herrscht Krieg.
Frieden auf Erden! Wie kann das gelingen? Vielleicht so wie in Israel, in einem Kuh-Dorf namens Bethlehem, etwa 70 Kilometer nordöstlich vom Gazastreifen, so eventuell ereignet haben könnte: 
„Jetzt bin ich dran. Rutsch gefälligst ein Stück!“, geht der Esel den Ochsen an, „Jetzt will ich mal an der Futterkrippe stehen. Du stehst da schon eine ganze Weile. Ich will da jetzt hin!“ 
Der Ochse reagiert nicht. Stoisch, wie eine Kuh in Indien, nimmt er gemächlich ein weiteres Maul voll Heu aus der Futterkrippe und schmatzt geräuschvoll. Esel versucht es anders. Ganz nahe rutscht er an den Ochsen heran und drückt seitlich etwas gegen dessen Körper: Erst vorsichtig, dann mit zunehmendem Nachdruck. 
Der Ochse hält beim Kauen inne, wendet dem Esel den Kopf zu: „Nun hör aber auf, sonst zieh‘ ich dir die Ohren lang!“, warnt er den Esel, wobei er sich fast am Heu verschluckt und husten muss. 
Der Esel echauffiert sich: „Jetzt mach´ aber mal halb lang. Ich stand da zuerst, vorhin, als das Licht von oben kam, dass auf unsere Futterkrippe strahlte. Da stand ich genau da, wo du jetzt stehst! Das ist mein Platz. Ich will nur wieder auf meinen Platz, mich an die Futterkrippe hinstellen, wo das meiste Heu ist und wo dieses wunderbare Licht auf mein schönes graues Fell fällt. Geh weg, mach Platz da, du dumme Kuh du, mit deinen Mini-Bamberger-Hörnchen auf dem Kopf!“ 
Das traf den Ochsen. So etwas ließ er sich nicht sagen. Während er genau da stehen blieb, wo er war, ja, sogar noch ein paar Zentimeter Richtung Esel rutschte, konterte er: „Wir haben wohl etwas schlechte Laune, Mr. Bürsten-Haar-Schnitt?!? Aber das liegt natürlich nicht daran, dass der Nachbar-Esel durch stures Streiken nun eine Vier-Tage-Woche durchgesetzt hat, während du sechs Tage ran musst.“ 
Kurz hob der Esel seinen linken Hinterhuf und dachte darüber nach, einmal kraftvoll auszutreten, besann sich dann aber. Der Ochse wäre im Kampf einfach stärker. Während der Ärger noch in der Luft hing und während das warme Licht eines Sterns durchs Dach weiter auf die Krippe schien, in der das Heu ungleichmäßig verteilt lag und während der Ochse weiter kaute, ging urplötzlich die Tür zum Stall auf – mitten in der Nacht! 
Ein junges Paar kam herein, das weder Ochse noch Esel jemals gesehen hatten. Beide, Ochs und Esel, traten gleichzeitig sofort ein paar Schritte zurück. Der Mann raffte etwas Stroh zusammen – genau da, wo bis gerade der Ochse unverrückbar gestanden hatte. Die Frau legte sich auf das Stroh. In dieser besonderen Nacht gebar die Frau einen kleinen Jungen und legte ihn ins Heu der Futterkrippe – da, wo am meisten Heu war. Ochs und Esel sahen sich den Kleinen genauer an: Ein Mensch halt. Klein. In ihrer Futterkrippe liegend. 
Während sie ihn anschauten wurde es den beiden Tieren irgendwie warm ums Herz. Sie hätten gar nicht sagen können, warum. Da stupste der Ochse den Esel an: „Friede?“, fragte er. „Friede!“, antwortete der andere. Sie legten sich beide hinter die Futterkrippe, und taten das Gleiche, was auch die drei Menschen taten: Schlafen. Noch wussten alle nicht, dass noch einige Besuche ihren Frieden und die Nachtruhe stören würden.
Manchmal muss man einen Schritt von der eigenen Position abrücken, damit Friede möglich wird. Das gilt für Ochse, Esel und auch uns. In Jesus Christus kam Gott in die Welt. Damit hörten die Kriege und Streitereien nicht urplötzlich auf. Doch wer an ihn glaubt, dem wird das harte Herz manchmal durch Gottes Gegenwart weich - so werden Menschen beweglich. 
Also wünsche ich uns allen, sofern es an uns liegt: Friede sei mit uns.


Pfarrerin Stefanie Stock
Palliativstation, Strahlenklinik, Med 1

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